Die Leistenbauweise
Die sogenannte Leistenbauweise ist die optisch wohl auffälligste bzw. filigranste Bauweise für Holzkajaks.
Dieser Artikel soll dir einen kurzen Überblick über die Besonderheiten, die zu erwartenden Kosten und die Arbeitsstunden der Leistenbauweise geben.
Die Materialien
Die Materialien, die für den Bau eines Kajaks in Leistenbauweise benötigt werden, lassen sich grob in vier Kategorien unterteilen: Holz, Epoxidharz, Glasfaser und Ausstattungskomponenten wie Sitz und Steueranlage.
- Das Holz:
Der Hauptwerkstoff eines Kajaks in Leistenbauweise ist natürlich Holz. Als Werkstoff für Rumpf und Deck hat sich vor allem rotes Zedernholz - vor allem Western Red Cedar - durchgesetzt. Red Cedar hat perfekte Eigenschaften für den Bootsbau. Es ist leicht, lässt sich gut bearbeiten und - nicht weniger wichtig - hat eine sehr edle Optik. Wer einmal mit Red Cedar arbeitet, wird den Geruch der ätherischen Öle, die beim Sägen und Hobeln frei werden, nicht vergessen. Es ist ein ausgesprochen angenehmer Geruch und macht das Projekt Bootsbau noch aufregender.
- Epoxidharz und Härter:
Ein weiterer wesentlicher Bestandteil eines Kajaks ist das Epoxidharz mit dem dafür abgestimmten Härter. Epoxidharzsysteme sind nahezu farblos und von der Viskosität so beschaffen, dass sich die Glasfaser leicht tränken lassen.
- Glasfaser:
Die Glasfasern bilden in Kombination mit dem Holz und dem Epoxidharz ein extrem stabiles und steifes „Sandwich-Produkt“ - das aus meiner Sicht optimale Bootsbaumaterial. Glasfaser gibt es in verschiedenen Gewichtsklassen und Webverfahren. Für das Bootsmodell DAWN kann man ein leichteres, für die Zenith_SG-Reihe, ein schwereres, stabileres Gewebe verwenden. Besonders geeignet ist die sogenannte Köperbindung. Diese ermöglicht, dass sich das Glasfasergewebe optimal an die Rundungen der Bootsform anschmiegt.
- Ausstattung des Kajaks:
Das Kajak wird, nachdem der Rumpf und das Deck fertig sind oft mit einer Steueranlage/ Skeg und einem Sitz ausgestattet. Diese Komponenten sind oft sehr individuell und von den eigenen Präferenzen abhängig. Wer besonders viel Wert auf die Wendigkeit seines Kajaks legt, wird eine Fußsteueranlage verbauen. Wenn vor allem viel Wert auf die einfache Bedienung, Zuverlässigkeit und Kursstabilität gelegt wird, wird ein Skeg zum Einsatz kommen. Möchte man sein Kajak als Seekajak konzipieren, so werden oft weitere Komponenten wie Deckleinen und Gepäckluken verbaut. Für das Bootsmodell DAWN werden mindestens ein Sitz und eine Steueranlage benötigt.
Das Bauprinzip
In der Leistenbauweise werden zunächst provisorisch Leisten auf ein Gerippe (Mallen) geklebt und an die Mallen getackert. Die Leisten haben in der Regel eine Breite von 2 cm und sind etwa 6 mm dick. Die Länge variiert stark und hängt auch davon ab, wie viel man bereit ist auszugeben, um Leisten in voller Bootslänge beim Holzhändler zu erwerben. In der Regel sind Leisten in voller Länge jedoch nicht notwendig, da man durch Schäften die Leisten verlängern kann. Nur Leisten in der Nähe des Rumpf-Deck-Übergangs werden in entsprechender Länge benötigt. Die Holzleisten werden meist konvex-konkav gefräst, um Rundungen besser bauen zu können.
Beginnend mit dem Rumpf, der kopfüber gebaut wird, bringt man am besten immer im Wechsel jeweils Backbord und Steuerbord eine Leiste an und arbeitet sich so bis zur Kiellinie vor. Die Leisten werden dabei immer kürzer und müssen beim Zusammenstoßen an der Kiellinie so bearbeitet werden, dass die Backbord- und Steuerbordleisten möglichst nahtlos aneinander stoßen. Mithilfe eines Hobels können die Enden der Leisten dann so bearbeitet werden, dass sie wie beschrieben an die gegenüberliegende Leiste anstoßen.
Sobald der gesamte Rumpf mit Leisten bedeckt ist und der Holzleim zwischen den Leisten getrocknet ist, können die Tacker entfernt werden. Der Rumpf ist nun stabil genug, um die Übergänge zwischen den Leisten mithilfe eines Hobels und Schleifpapiers zu ebnen.
Nachdem der Rumpf nun soweit geschliffen wurde, dass er schön glatt ist und die Übergänge der Leisten nahtlos sind, ist er bereit zum Laminieren.
Der nächste Arbeitsschritt besteht im Laminieren der Holzteile mit Epoxidharz. Viele Hobbyhandwerker haben schon Erfahrungen mit dem Arbeiten mit Holz gemacht, allerdings haben die wenigsten Erfahrung im Umgang mit Glasfaser und Epoxidharz. Dieser Prozess klingt und sieht schwieriger aus, als er tatsächlich ist. Zunächst wird das Glasfasergewebe über den Rumpf ausgerollt und anschließend wird das Epoxidharzgemisch über die Glasfaser verteilt, bis diese komplett durchsichtig werden. Es ist nur sehr wenig Harz notwendig, bis die Matte durchtränkt und somit transparent wird. Moderne Epoxidharz-Systeme sind zudem von der Viskosität so beschaffen, dass das Harzgemisch eher an Wasser als an Harz erinnert. Dieser Arbeitsschritt ist im Allgemeinen ziemlich faszinierend, da aus der weißen Glasfasermatte plötzlich ein transparentes Gewebe wird und das Holz seine volle Schönheit offenbart.
Das Oberschiff wird in gleicher Art und Weise wie das Unterschiff gebaut und anschließend ebenfalls laminiert. Grundsätzlich wird das Kajak sowohl innen als auch außen laminiert. Man erhält dadurch ein äußerst stabiles und langlebiges Boot. Das Holz ist zudem komplett von den äußeren Witterungsbedingungen isoliert und somit auf ewig konserviert.
Die Kosten
Schlussendlich betrachten wir noch den Aspekt der Kosten.
Für das Kajakmodell DAWN sollte man ca. 350 Meter Leisten im Format 20 x 6 mm einplanen. Dies ist eine ungefähre Angabe und beinhaltet schon etwas Verschnitt.
DAWN ist ein 6,14 m langes Boot, weshalb wir jeweils die volle Länge an Glasfasergewebe für das Unter- und Oberschiff benötigen. Die Innenseite wird auch laminiert, dort kann die Glasfasermatte allerdings rechtwinklig zur Bootslänge mit einer kleinen Überlappung aufgebracht werden. Dies spart ein paar Meter Glasfaser, weshalb wir ca. 20 m Glasfaser kalkulieren sollten.
Grundsätzlich sollte man so viel wie nötig bzw. so wenig wie möglich Epoxidharz zum Bau verwenden. Jedes unnötige Gramm Epoxidharz macht das Boot am Ende nur schwerer, ohne dass es unbedingt an Stabilität gewinnt. Man sollte für das Kajakmodell DAWN mit maximal 5 kg Harz + 2,5 kg Härter für den gesamten Bauprozess auskommen.
Die untere Tabelle ist als ungefähres Maß zu betrachten. Abhängig vom Lieferanten der jeweiligen Materialien, der Arbeitserfahrung und damit verbundenen Verschnittmengen an Holz bzw. Glasfasern/ Epoxidharz und dem Grad der Ausstattung, können die Posten nach oben oder unten abweichen.
Kategorie |
Bemerkung |
Kosten (grobe Schätzung) |
Holz |
350 Meter für Rumpf- und Deck aus Western Red Cedar |
1000 € - 1800 € |
Epoxidharz + Härter |
Zusammen ca. 7 kg |
250 € |
Glasfasermatte |
20 m Köperbindung |
150 € |
Hilfsstoffe und Werkzeuge |
Benötigt werden beispielsweise: Ein Hobel, eine Stichsäge, eine Japansäge, eine Küchenwaage, eine Schleifmaschine, Schleifpapier, einige Pinsel und Lackierrollen, ein Handtacker und ein paar Klemmzwingen |
Sehr individuell |
Lack |
Lack als Finish und UV-Schutz |
60 € |
Ausstattung |
Sitz, Fußsteueranlage, Steuerblatt |
200 € |
Auf den ersten Blick erscheinen die Kosten vielleicht hoch, man sollte jedoch bedenken, dass man ein qualitativ extrem hochwertiges Kajak in einer stabilen und edlen Bauweise erhält. Oft hat man auch das eine oder andere Detail an seine Körper-Anatomie und seine Vorlieben angepasst, weshalb es auch als ein personalisiertes/ custom-made-Kajak betrachtet werden kann.
Für den Bau eines Kajaks in Leistenbauweise sollte man ca. 150 Stunden einplanen. Diese Zeitangabe ist natürlich sehr individuell und hängt vom Erfahrungsschatz ab. Erfahrene Bootsbauer werden diese Zahl sicherlich nach unten korrigieren können. Das Design vom Bootsmodell DAWN ist so entwickelt, dass es trotz guter Fahrleistungen einfach zu bauen ist. Das Ziel war es ein Boot zu entwerfen, welches in puncto Design und Fahreigenschaften keine Abstriche macht, aber dennoch von einem Hobbyhandwerker mit begrenzter Bauerfahrung in der heimischen Garage gut gebaut werden kann.
Auch von den Arbeitsstunden sollte man sich nicht abschrecken lassen, denn es gilt zu bedenken - das Gefühl, mit einem selbstgebauten Kajak aufs Wasser zu gehen ist unbeschreiblich schön und letzten Endes nicht käuflich.